Kunst & Kultur in Äthiopien

Kunst & Kultur in Äthiopien

Religiöses Kunsthandwerk

Das älteste Kulturland Afrikas nimmt mit seinen christlichen Traditionen einen einzigartigen Platz in der Kulturgeschichte ein. Die reichhaltige Geschichte, Legenden und Traditionen sorgen für eine kulturelle Einmaligkeit. In den letzten zehn Jahrhunderten haben äthiopische Künstler eine erstaunliche Vielfalt an Buchminiaturen, religiösen Malereien, Ikonen und Kreuzen hervorgebracht. Aus keinem anderen christlichen Land der Welt sind so viele verschiedene Kreuzformen bekannt. Auch in der Malerei hat Äthiopien einen ausgeprägten eigenen Charakter entwickelt.

Religiöses Kunsthandwerk sowie traditionelle Gegenstände, Kleidung und Schmuck werden noch heute in aufwändiger Handarbeit nach alten überlieferten Verfahren in Äthiopien hergestellt und sind in der Kultur des Landes noch immer tief verwurzelt. Kunsthandwerk aus Äthiopien ist deshalb weit über die Grenzen des Landes hinaus beliebt.

Durch den Kauf solcher Objekte können Reisende die Menschen in Äthiopien unterstützen und die Erhaltung seiner alten überlieferten Traditionen fördern. Touristen werden solche Objekte jedoch häufig zu überhöhten Preisen angeboten. Wir empfehlen daher sich bei Einkäufen von fachkundigen Einheimischen begleiten zu lassen und sich vorab zu informieren, ob die angebotenen Stücke auch ausgeführt werden dürfen (Zollbestimmungen).

Kunsthandwerk aus Äthiopien kann auch in Deutschland erworben werden. Hierfür hat sich der Ethiopian Culture Online-Shop als kleines Familienunternehmen zu einer gefragten Anlaufstelle entwickelt, wenn es um Kunsthandwerk aus Äthiopien geht.

Das religiöse Kunsthandwerk in Äthiopien lässt sich in folgende Kategorien untergliedern:

Äthiopische Kreuze

Priester in Lalibela mit einem Handkreuz
#author#Jörg Ehrlich#/author#Priester in Lalibela mit einem Handkreuz

Kennzeichnend für Äthiopien ist die Allgegenwärtigkeit des Kreuzsymbols. Nicht ohne Grund gilt das Fest der Auffindung des Kreuzes (“Meskel”), das an die Christianisierung Äthiopiens erinnert, als eines der höchsten in der äthiopisch-orthodoxen Kirche und einer der bedeutendsten Feiertage in Äthiopien überhaupt.

Die Geschichte des Kreuzes geht in Äthiopien bis in das 4. Jahrhundert nach Christus zurück. Äthiopien hatte in dieser Zeit den christlichen Glauben angenommen und verwendete das Symbol des Kreuzes als eines der ersten Königreiche der Welt auf Münzen. Von Generation zu Generation haben sich seitdem immer mehr Spielarten und Formen von Kreuzen in Äthiopien entwickelt. Auch traditionelle Kleidung wird gerne mit Kreuzen verziert. Gläubige lassen sich zudem manchmal auch heute noch ein Kreuz auf die Stirn oder die Brust tätowieren. Unterschieden werden hauptsächlich Vortagekreuze, Handkreuze, Hals- und Anhängerkreuze und Dachkreuze.

Vortragekreuze

Vortragekreuze in der Maria von Zion Kirche, Axum
#author#Jörg Ehrlich#/author#Vortragekreuze in der Maria von Zion Kirche, Axum

Prozessionskreuze begleiten jede Prozession der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Sie besitzen einen hohlen Schaft mit dem sie auf einen hölzernen Stab gesteckt werden. Bei Prozessionen und religiösen Zeremonien können sie so über den Köpfen der Menge getragen werden.

Handkreuze

Anhänger und Handkreuz eines Priesters in der Tigray Provinz
#author#Jörg Ehrlich#/author#Anhänger und Handkreuz eines Priesters in der Tigray Provinz

Jeder äthiopische Priester besitzt zudem ein Handkreuz. Er trägt dieses ständig bei sich. Begegnet er Gläubigen, legt er es diesen an die Stirn und die Gläubigen küssen dann das Kreuz. Ein Brauch, der selbst in der modernen Metropole Addis Abeba noch überall auf den Straßen zu erleben ist.

Anhängerkreuze

Die Halskreuze werden mit einer Schnur (mateb) getragen, die bei der Taufe um den Hals den neuen Christen geschlungen wird und seit der Christianisierung Äthiopiens im 4. Jahrhundert als Glaubenssymbol gilt. Wie alle anderen Kreuzarten gibt es sie aus verschiedenen Materialien und in Formen, die oft einzelnen Regionen zuzuordnen sind.

Dachkreuze

Ras Makkonen Selassie Kirche in Harar
#author#Jörg Ehrlich#/author#Ras Makkonen Selassie Kirche in Harar

Sehenswert sind die oft eindrucksvollen Dachkreuze, die sich auf den in der Regel runden Dächern äthiopischer Kirchen befinden. Oft sind an deren Enden Straußeneier zu sehen. Hierbei soll es sich um die Sünden der Gläubigen handeln, die dem Priester nicht gebeichtet wurden.

Gemälde und Ikonen

Priester mit Kreuz neben religiöser Malerei
#author#Jörg Ehrlich#/author#Priester mit Kreuz neben religiöser Malerei

Die religiöse Malerei auf Holz, Leinwand oder Ziegenleder sowie die in den Kirchen und Klöstern zu bestaunenden Wandmalereien haben in Äthiopien eine eigenständige Charakteristik entwickelt.

Die äthiopische Malerei ist an ihrer kräftigen Farbpalette, dem vollständigen Verzicht auf Perspektive, die frontale Abbildung der Personen und vor allem der typischen Darstellung der Gesichter mit sehr großen Augen zu erkennen. Gegenüber den vielen Menschen bekannten russischen Ikonen weisen äthiopische Ikonen einen eher volkstümlichen, einfacheren Charakter auf.

Sie werden bis heute in aufwändiger Handarbeit in Äthiopien hergestellt und in der Regel mit kunstvollen Schnitzereien (vor allem Kreuzen) verziert. Eine äthiopische Besonderheit sind kleine Umhänge-Ikonen aus Holz oder Metall die noch heute von Priestern und Mönchen an der Kleidung getragen werden. Auch haben sich Bildhauer der Darstellung christlicher Szenen angenommen und schlagen Ikonen aus äthiopischem Marmor.

Sehr beliebte Motive in der äthiopischen Malerei sind die Mutter Gottes mit dem Christuskind und der Heilige Georg, da er als Schutzheiliger Äthiopiens gilt. Über die bei uns bekannten Heiligen hinaus werden vor allem Heilige aus der äthiopischen Kirchengeschichte dargestellt.

Buchkunst

In der Maria von Zion Kirche
#author#Jörg Ehrlich#/author#In der Maria von Zion Kirche

Eine weitere Besonderheit in Äthiopien sind Bibeln, Gebetsbücher und Schriftrollen, die von den Priestern und Mönchen selbst vollständig von Hand in der alten äthiopischen Sprache Ge’ez geschrieben um zum Teil auch mit Malereinen und Zeichnungen verziert wurden. Ge’ez war bis in das 19. Jahrhundert hinein die Hauptsprache in Äthiopien. Heute wird diese Sprache nicht mehr gesprochen und nur noch als Sprache in den Kirchen Äthiopiens und Eritreas verwendet. Mit Vorsicht sind die so genannten Schutz- oder Zauberrollen zugenießen. Denn diesen wird eine magische und heilkräftige Wirkung zugeschrieben. Obwohl in der Regel von Priestern bemalt und in Ge’ez beschrieben, werden sie deshalb von der offiziellen Kirche in Äthiopien nicht anerkannt. Viele Priester hindert das aber nicht daran, diesen Brauch weiter zu praktizieren.

Malerei

Äthiopien ist bekannt für seine einnehmende und eigentümliche Malerei. Zu den ältesten Kulturschätzen zählen Felszeichnungen und -malereien. Bis ins 19 Jahrhundert war die äthiopische Malerei kultisch geprägt und lehnte sich nah an die koptische Kunst an. Die Wurzeln der für Schwarzafrika untypischen Kunst liegen im alten nordafrikanisch-vorderasiatischen Kulturbereich. Bis heute sind sie durch Isolation und eingebettet in christliche Traditionen erhalten geblieben.

Herausragend und international berühmt ist der Künstler Afewerk Tekle, dessen Arbeiten Zeichnungen, Gemälde, Wand- und Glasmalereien sowie Skulpturen umfassen. Einige seiner eindrucksvollsten Werke befinden sich im Nationalmuseum von Äthiopien, so zum Beispiel sein Gemälde „African Heritage“ (1967). Seine Fenstermalerei „The Struggle and Aspiration of the African People“ in der Africa Hall zeigt die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Afrikas.

Traditionelle Volkskunst

Waka-Figuren in Konso
#author#Thomas Thadewaldt#/author#Waka-Figuren in Konso

Die traditionelle äthiopische Volkskunst umfasst bunte Flechtarbeiten, Holz- und Beinschnitzereien, Lederprägearbeiten sowie kunstvolle Juwelierarbeiten.

Musik

Die traditionelle äthiopische Musik unterscheidet sich stark von den Rhythmen Afrikas. Sie wird gespielt von Sänger-Poeten (Azmari), die singend durch das Land wandern, um ihre Musikkultur zu erhalten und zu verbreiten.

Neben den traditionellen Musikformen hat sich ab den 50er Jahren in den Großstädten eine lebendige Popmusikkultur entwickelt, die westliche und nationale Stile miteinander vereint. Seit den 20er Jahren nahmen dabei Musikeinflüsse der Militärorchester wie der Armee, Polizei und der kaiserlichen Leibwache eine besondere Rolle ein. Aber auch Solisten wie der Saxophonist Getachew Mekurya, der traditionellen Gesang mit Saxophonklängen kombiniert, nehmen einen herausragenden Platz in der modernen Musik Äthiopiens ein.

Ungewöhnliche Kombinationen aus westlicher und traditionell äthiopischer Musik wurden in den 60er Jahren durch Musikkünstler wie Bizunesh Bekele oder Mulatu Astatke fortgeführt. Herausragend ist der Künstler Tilahun Gesesse, der als „Stimme Äthiopiens“ gilt. In den 70er Jahren ähnelten Orchester wie die „Wallias Band“ Funk-Ensembles.

Während der Militärdiktatur flüchteten viele etablierte Künstler, wodurch die Popmusik ihr hohes Niveau leider verloren hat. Internationalen Erfolg erlangte die Musikerin Aster Aweke.

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